Erkrankungen am Kniegelenk

Das Kniegelenk ist ein komplex aufgebautes Gelenk, welches über ein perfektes Zusammenspiel von knöcherner Kontur, Menisken, Bändern und Muskeln meist jahrelang seine Funktion problemlos erfüllt. Entstehen jedoch Schäden am Gelenkknorpel, den Menisken oder den Bändern, können diese ebenso zu einem vorzeitigen Verschleiß führen, wie beispielsweise statische Probleme durch nicht optimale Beinachsen.

Die Knietotalprothese

Die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes ist heute ein Routineeingriff. Vereinfacht kann man sich vorstellen, dass es sich um eine „Überkronung der Gelenkflächen“ handelt. Ein Röntgenbild des Kniegelenkes kann in vielen Fällen ausreichend für die Beurteilung der Schwere der Arthrose.

Ist die Gehstrecke verkürzt, und werden die Patienten nachts aufgrund der Schmerzen wach, kommt zur Behebung der Beschwerden meist nur der Einbau einer Knieprothese in Frage. Trotzdem kann nur der Patient für sich selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für eine Operation gekommen ist.

In der Regel wird die Entscheidung zur Prothesenimplantation aber in Abhängigkeit von der Höhe des Leidensdrucks des Patienten getroffen. Das bedeutet, je höher der Leidensdruck und die Einschränkung der Lebensqualität ist, umso eher entscheiden sich die Patienten für eine Operation. Bei solch einem Routineeingriff sind die Risiken und Komplikationen überschaubar und kalkulierbar.

Der Knieprothesenwechsel

TEP-Wechsel ist nicht gleich TEP-Wechsel.
Diese so offensichtliche „Weisheit“ muss an dieser Stelle trotzdem betont werden. Es gibt Prothesenwechsel, die mit verhältnismäßig wenig Aufwand durchzuführen sind und nur wenig mehr Zeit benötigen, als eine Erstimplantation einer Knietotalprothese. Andere Prothesenwechsel hingegen sehen auf den Röntgenaufnahmen vielleicht sogar noch relativ moderat aus und zeigen dann erst bei der Operation das wahre Ausmaß der Schädigung und somit der Schwierigkeit. Entscheidend ist immer zu versuchen vor der Operation herauszufinden was die Ursache für das Versagen der Prothese ist. Hierzu gehören oft aufwändige Untersuchungen. Eine Infektion muss vor einem Wechsel immer ausgeschlossen oder bestätigt werden.

Als Patient sind Sie deshalb gut beraten, sich für einen Knieprothesenwechsel einen sehr routinierten Operateur zu suchen, der bei der Operation nicht nur die (unerwartet) auftretenden Probleme lösen kann, sondern auch die notwendige Palette von Implantaten vorrätig hat.

Nicht jede gelockerte Knieprothese muss unbedingt auch operiert werden. Ist die Gelenksituation stabil und sind Ihre Schmerzen erträglich, so kann auch ein weiteres Zuwarten durchaus gerechtfertigt sein. Ihr Arzt wird jedoch dann auf einen Knieprothesenwechsel drängen, wenn

  • die Gefahr besteht, dass sich durch Zuwarten der Knochendefekt vergrößert,
  • nur das Kunststoffgleitlager defekt zu sein scheint und sich bei raschem Handeln der Eingriff auf einen Inlaywechsel beschränken könnte,
  • der Verdacht auf eine bakteriell entzündliche Ursache der Prothesenlockerung besteht,
  • Ihre Schmerzen tendenziell immer stärker werden.

Knorpeltherapie am Kniegelenk

Es gibt mehrere Verfahren, die versuchen, eine Knorpelregeneration anzuregen bzw. verletzte oder degenerierte Knorpelstrukturen zu ersetzen. Hierbei unterscheidet man:

Knorpelregenerationsmethoden
Microfracture-Technik (nach Steadman) – ein Durchlöchern der freiliegenden Knochenoberfläche.
Abrasionsarthroplastik (nach L. L. Johnson) – ein Anfrischen der freiliegenden Knochenoberfläche mit einer Fräse.

Knorpelregeneration mit Flies Auflage
Hierbei erfolgt eine Mikrofrakturierung und anschließend die Auflage eines Hyaluronsäureflies. Dadurch bleiben die Stammzellen vor Ort und die Einheilung wird vereinfacht.

Knorpeltransplantations­methoden
OATS und Mosaik-Plastik-Technik – eine Entnahme eines Stanzzylinders bestehend aus gesundem Knorpelgewebe und darunter liegendem Knochengewebe und Versetzung in den Bereich des Knorpeldefektes. Siehe auch nebenstehende Animation.

Knorpelzell-Züchtung und Transplantation
OP-Verfahren in 2 Schritten. Zunächst erfolgt arthroskopisch die Entnahme einiger Knorpelstückchen. Diese werden in einem aufwendigen Verfahren in der Zellkultur vermehrt. Nach wenigen Wochen werden die Zellen mit einem zweiten (offenen) Eingriff an die Schadensstelle zurückverpflanzt.

Meniskus

Als Meniskus bezeichnet man halbmondförmige Bindegewebspuffer im Kniegelenk. Sie vergrößern die Kontaktfläche zwischen der Oberschenkelrolle und dem Schienbeinplateau, stabilisieren das Kniegelenk bei bestimmten Bewegungen und reduzieren den Druck auf den Gelenkknorpel.

Eine akute Meniskusverletzung erfolgt meist bei einer schnellen Drehung des Kniegelenkes bei fixiertem Fuß im Rahmen eines Sportunfalls. Die überwiegende Zahl der Risse entsteht jedoch langsam. Genauso wie die Knorpelfläche eines Gelenkes verschleißen auch die Menisken. Durch die vermehrte Belastung wird das Meniskusgewebe ausgewalzt bis es schließlich reißt.

Gonarthrose

Die Arthrose des Kniegelenkes ist eine der häufigsten Erkrankungen des Skelettsystems. Die Ursachen der Gonarthrose sind vielfältig.

Häufig spielen Übergewicht und angeborene Fehlstellungen eine Rolle. Bei der Therapie der Gonarthrose unterscheiden wir konservative und operative Maßnahmen.

Bleiben die konservativen Therapieversuche ohne Erfolg, sollte ein operatives Vorgehen diskutiert werden. Ob eine Arthroskopie erfolgversprechend ist, oder ein prothetischer Gelenkersatz erfolgen sollte, muss von Fall zu Fall individuell entschieden werden.

Die Knieteilprothese (Schlittenprothese)

Ihnen wurde geraten, sich ein künstliches Kniegelenk implantieren zu lassen. Sind Sie vielleicht ein Kandidat für einen medialen unikondylären Schlitten?

Etwa 5-10% der Patienten, die mit der Frage einer Knieprothese in unsere Sprechstunde kommen, können sich durch diesen etwas kleineren Eingriff sehr gut behandeln lassen.

Sie sind dann ein guter Kandidat für eine unikondyläre Schlittenprothese, wenn Sie neben den klassischen Indikationen, wie belastungsabhängige Schmerzen, Nachtschmerz, sowie erhebliche Einschränkung der Gehstrecke auch noch die folgenden Kriterien erfüllen:

  • die Kniegelenksschmerzen sind auf den inneren Gelenkabschnitt konzentriert,
  • Ihr Kniegelenk ist noch relativ gut beweglich,
  • der Bandhalt ist ausreichend stabil,
  • Röntgenbilder von Ihrem Kniegelenk zeigen eine isolierte Arthrose auf der Innenseite (in seltenen Fälle auch der Außenseite) des Gelenkes

Umstellungsosteotomie am Kniegelenk

Liegen Fehlstellungen wie ein O-Bein oder ein X-Bein vor, wird das Körpergewicht über die innere bzw. die äußere Kniegelenkshälfte übertragen. Dies führt infolge der einseitigen, übermäßigen Gewichtsbelastung zu einem frühzeitigen Verschleiß der betroffenen Kniehälfte. Ist die nicht betroffene Kniehälfte noch gesund und weist einen guten Knorpel auf, dann kann eine Umstellungsoperation sinnvoll. Das heißt die Knochen- bzw. Tragachse des Beines wird so verändert, dass das Gewicht auf die gesunde Kniehälfte verlagert wird. Beim Gehen wird dann intakter Knorpel be¬lastet und der abgenutzte Anteil schmerzt nicht mehr, weil er nicht mehr belastet wird.

Vordere Kreuzbandruptur

Der vordere Kreuzbandriss tritt entweder isoliert auf oder kommt im Zusammenhang mit komplexeren Verletzungen vor. Bei diesen Verletzungsformen können sowohl die Menisken als auch Innen- und Außenband in Mitleidenschaft gezogen werden.

Typischerweise ereignet er sich im Rahmen von Sportverletzung und tritt vor allem bei Sportarten mit fixiertem Fuß (z. B. Skifahren und Fußballspielen mit Stollenschuhen) auf, in denen das Kreuzband bei plötzlicher Beschleunigung oder Drehungen des Körpers extremen Belastungen ausgesetzt ist

Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist die häufigste Bandverletzung am Kniegelenk und mit einer höheren Instabilität im Knie verbunden.