Die unikondyläre Schlittenprothese.

Informationen zur Indikation, OP-Technik und Nachbehandlung

Bei richtig ausgewählten Patienten ist die mediale Schlittenprothese eine sehr gute Option.

Ihnen wurde geraten, sich ein künstliches Kniegelenk implantieren zu lassen. Eventuell sind Sie ein Kandidat für eine Schlittenprothese. Etwa 10% der Patienten, die mit der Frage einer Knieprothese in unsere Sprechstunde kommen, können sich durch diesen etwas kleineren Eingriff sehr gut behandeln lassen.

Sie sind dann ein guter Kandidat für eine Schlittenprothese, wenn Sie neben den klassischen Indikationen, wie belastungsabhängige Schmerzen, Nachtschmerz, sowie erhebliche Einschränkung der Gehstrecke auch noch die folgenden Kriterien erfüllen:

  • die Kniegelenksschmerzen sind auf den inneren Gelenkabschnitt konzentriert,
    Ihr Kniegelenk ist noch relativ gut beweglich,
  • der Bandhalt ist ausreichend stabil,
  • Röntgenbilder von Ihrem Kniegelenk zeigen eine (weitgehend) isolierte Arthrose auf der Innenseite des Gelenkes,
  • Sie haben allenfalls mäßiges Übergewicht.

Erfüllen Sie die o. g. Bedingungen, so kann Ihnen sehr oft mit der Implantation einer Schlittenprothese geholfen werden. Bei diesem Eingriff wird nur die erkrankte Gelenkoberfläche in dem Bereich ersetzt, in dem der innenseitige Oberschenkel auf dem Schienbeinkopf gleitet.

Das Areal des Kniescheibenlagers und die nicht oder nur gering erkrankte außenseitige Gelenkfläche wird bei dem Eingriff nicht zerstört. Voraussetzung für eine erfolgreiche Schlittenimplantation ist daher die Sicherstellung, dass die Schmerzen tatsächlich nur vom inneren Gelenkabschnitt stammen.

Medialer oder lateraler Schlitten? Theoretisch kann man auch isoliert den äußeren Gelenkabschnitt durch eine Schlittenprothese ersetzen. Einige Kliniken führen dies auch mit offenbar gutem Erfolg durch. Dennoch bevorzugen wir bei der Arthrose des äußeren Gelenkabschnitts die Implantation einer Knietotalprothese, da die Patienten eher eine komplexere Form der Gonarthrose haben und nicht die typischen o. g. Kriterien erfüllen.

Wie wird operiert?

Vom Operationsprinzip her werden die verbrauchten Gelenkoberflächen durch eine künstliche Gleitfläche ersetzt. Hierzu muss der unteren Abschnitt des Oberschenkelknochens (die Femurkondylen) und der obere Abschnitt des Schienbeinknochens (das Tibiaplateau) mit der Säge und speziellen Führungsblöcken so geformt werden, dass sich die Prothesenteile sicher fixieren lassen.

In den letzten Jahren sind von der orthopädischen Industrie spezielle Instrumente entwickelt worden, mit deren Hilfe man den Hautschnitt auf 10-12 cm beschränken kann. Man spricht dann von einem minimalinvasiven Eingriff.

Nach 24 Stunden können unter Anleitung der Krankengymnastin die ersten Schritte mit dem neuen Gelenk unternommen werden. Nach etwa fünf bis sechs Tagen ist der Patient soweit mobil, dass er kaum noch Hilfe benötigt und die weitere Rehabilitation im Hause forciert wird. Nach zwölf Tagen werden die Hautklammern entfernt.

Versorgung mit einer medialen Schlittenprothese

Wie sind die Aussichten?

Die postoperativen Ergebnisse nach dem Einbau einer Schlittenprothese liegen mit ca. 85-90% glücklicher und zufriedener Patienten deutlich niedriger als bei einer Hüftprothese. Ursächlich hierfür sind folgende Problembereiche:

isolierte innenseitige (mediale) Arthrose

Komplexere Anatomie: Während das Hüftgelenk von großen Muskelgruppen umgeben prinzipiell nur eine Kugel in einer Schale ist, ist das Kniegelenk deutlich komplexer aufgebaut. Neben Bändern und Kapsel sowie der Strecksehne mit der eingebetteten Kniescheibe spielen für ein balanciertes Gelenk die Beinachsen eine entscheidende Rolle.

5 Grad Fehlpositionierung sind beim Hüftgelenk in der Regel völlig bedeutungslos, während dieselbe Fehlpositionierung beim Kniegelenk die Langzeitprognose erheblich beeinflussen kann. Ohne ein grundlegendes Verständnis von der Anatomie und Biomechanik des Kniegelenkes wird die einwandfreie Implantation einer Knieprothese zu einem Zufallstreffer.

Suchen Sie sich deshalb für die Implantation einer Schlittenprothese einen erfahrenen Operateur. Sie erhalten dann mit höherer Wahrscheinlichkeit ein gutes postoperatives Ergebnis.

Unikondyläre SchlittenprotheseQuelle: Smith&Nephew

Problem der fortschreitenden Arthrose: Häufig ist die innenseitig betonte Gonarthrose durch eine O-Beinfehlstellung entstanden oder verschlechtert worden. Wird die Beinachse (teilweise) korrigiert und die erkrankte Gelenkfläche ersetzt, so kann das Problem Gonarthrose für diesen individuellen Patienten gelöst sein.

War die mediale Gonarthrose jedoch nur der klinisch im Vordergrund stehende Teil einer überall im Kniegelenk auftretenden Gonarthrose, so kann nach einer Schlittenimplantation die Arthrose fortschreiten.

Nach einigen Jahren treten dann Beschwerden im äußeren Abschnitt des Gelenkes oder hinter der Kniescheibe auf. Diese Beschwerden können dann so stark werden, das auf eine Knietotalprothese gewechselt werden muss (was jedoch in den meisten Fällen problemlos möglich ist).

Problem der Implantatüberlastung: Es gibt immer wieder Patienten, die sich (oft mit erheblichem Übergewicht und jünger als 60 Jahre) mit einer schweren innenseitigen Gonarthrose und O-Beinfehlstellung vorstellen.

Vom Verschleißmuster der Gonarthrose her wären diese Patienten gut geeignet für eine mediale Schlittenprothese. Leider besteht bei dieser Ausgangssituation oft die Gefahr, dass sich der Schlitten schnell auslockert oder rasch verschleißt. Der meist noch ausgeprägte Aktivitätsanspruch des Patienten verbunden mit der hohen Gewichtsbelastung führt letztendlich zu einer Überbelastung der eigentlich recht kleinen Prothese.

Oft sind diese Patienten mit einer achskorrigierenden Umstellung besser beraten oder man entscheidet sich, trotz der örtlich beschränkten Arthrose für eine Knietotalprothese.