ATOS MVZ Wiesbaden
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65203 Wiesbaden
Knorpeltherapie am Kniegelenk
Informationen über operative Maßnahmen beim Knorpelschaden.
Unerschiedliche Defekte benötigen indvidualisierte Maßnahmen
Es gibt eine Reihe von operativen Maßnahmen, die man bei unterschiedlich großen Defekten des Gelenkknorpels durchführen kann. Einige dieser Maßnahmen verursachen eine Einwanderung von Stammzellen des Knochenmarks in den geschädigten Knorpelbezirk. In vielen Fällen entwickelt sich hieraus dann Ersatzknorpel.
Bei anderen erfolgt eine Knorpelknochentransplantation oder eine Knorpelzellzüchtung. Nachfolgend sich mehrere operative Möglichkeiten erläutert, die sich überwiegend arthoskopisch durchführen lassen.
Abrasionsarthroplastik nach Johnson
L. Johnson beschrieb vor ca. 20 Jahren ein Verfahren, welches durch seine einfache Handhabung und seine akzeptablen Ergebnisse eine recht weite Verbreitung gefunden hatte und erst in den letzten Jahren durch differenziertere Techniken abgelöst wurde. Es besteht in der Anfrischung der extrem harten Knochenoberfläche durch spezielle Fräsen. Hierdurch wird im Bereich einer kompletten Knorpelglatze (Stadium 4 der Arthrose) der Knochenmarksraum teilweise eröffnet, so dass entsprechende Stammzellen in den Defekt einwandern können.
Der Körper wandelt dann das reaktive Gewebe in ein Knorpelersatzgewebe um, welches zumindest bessere mechanische Eigenschaften besitzt, als der freiliegende Knochen. Dieses Verfahren wird heutzutage kaum noch angewendet und kommt in unserer Klinik nicht zum Einsatz.
Microfracture-Technik nach Steadmann
Etwa zur gleichen Zeit wurde von Steadmann die MicrofractureTechnik beschrieben. Diese Technik war eine Weiterentwicklung der seit den 50er Jahren durchgeführten Pridie-Bohrungen. Statt der ca. 2mm dicken Bohrungen, aus denen nur Regeneratinseln jedoch keine durchgehende Knorpelnarbe entstand, verwendet man nach Steadmann einen feinen Dorn (linkes Bild). Durch das Eintreiben des Dorns in die harte Knochenoberfläche entstehen kleine Sprengrisse und Löcher (Bild oben), durch die Knochenmark-Stammzellen austreten können. Die resultierende Knorpelnarbe bildet sich gleichmäßiger und dichter aus und wird stabiler auf dem Knochenuntergrund fixiert (Bild links)).
Diese Maßnahme wurde in den letzten Jahren durch die mögliche Verwendung einer Hyaluronsäurematrix, in der die Zellen sich besser ausrichten können, verbessert.
Knorpel-Knochen-Paste nach Stone
Die Technik nach Kevin Stone ist quasi eine Weiterentwicklung der Microfracture-Technik. Stone wollte sich nicht nur auf die einwandernden Stammzellen verlassen. Deshalb füllt man nach seiner Technik den nach der Microfracture-Technik gesetzten Knochendefekt mit einer zuvor aus dem selben Kniegelenk gewonnenen Paste aus Knorpelzellen und Knochenmark. Stone selber beschreibt eine wesentlich bessere Regeneratbildung und eine raschere Umwandlung des Ersatzknorpels in hyalinen Knorpel. Die Methode hat sich jedoch nicht durchgesetzt und wurde wieder verlassen.
Mosaikplastik (OATS)
Die Idee hinter der Mosaikplastik ist die, sich nicht auf die Bildung von Ersatzknorpel zu verlassen, sondern gesunden Knorpel zusammen mit dem darunter liegenden Knochen zu verpflanzen.
Aus gering belasteten Stellen des Kniegelenks werden kleine Knorpel-Knochen Stanzzylinder entnommen. Diese werden dann in entsprechend präparierte Aufnahmelöcher gepresst. Meist werden mehrere Zylinder benötigt, um die Knochenglatze zu decken.
Der Defekt erhält hierdurch das Aussehen eines Mosaiks (daher der Name des Verfahrens).
Je nach Größe des Defektes werden ein oder mehrere Zylinder verwendet. Der Vorteil des Verfahrens liegt in der raschen Einheilung des Knochenblocks mit voll funktionstüchtigem hyalinen Knorpel. Die Methode hinterlässt jedoch Defekte in anderen Bereichen des Kniegelenkes und kann, insbesondere bei arthroskopischem Vorgehen technisch schwierig sein. Zudem begrenzt die Defektgröße dieses Verfahren.
Knorpelzellzüchtung und -transplantation
Von vielen Patienten wird man auf die Methode der Knorpeltransplantation (Autologe Chondrozytentransplantation ACT) angesprochen. Ein beachtlicher Medienrummel hat die Erwartungen weit über das gehoben, was diese Methode in der Lage ist zu leisten. Die Indikation ist eng begrenzt auf umschriebene Knorpeldefekte mit angrenzendem gesundem Knorpel. Im Gegensatz zur Knorpel-Knochen-Transplantation können jedoch größere Defekte behandelt werden. Weit überfordert ist die Methode hingegen bei großflächigem Knorpelverschleiß, wie bei ausgedehnter Gonarthrose.
In einem ersten OP-Schritt werden einige Knorpelstückchen aus dem Kniegelenk entnommen und in ein Speziallabor versandt. Dort werden die Zellen in einem aufwendigen Verfahren vermehrt, in ein Vlies eingebracht und mit einer zweiten, meist offenen Operation an die beschädigte Stelle zurückverpflanzt. An dieser Stelle müssen die Zellen dann anwachsen und sich in einem längeren Prozess zu hyalinem Knorpel ausdifferenzieren. Das endgültige Ergebnis ist erst zwei Jahre nach der OP erreicht.
Die Züchtung der Knorpelzellen ist kostenintensiv und beträgt zwischen € 4000,- und € 8000,-. Die Kosten werden mehr und mehr von den Krankenkassen übernommen.
Wir sind für dieses Verfahren zertifiziert und vom Regierungspräsidium zugelassen. Trotz der Notwendigkeit einer zweiten Operation bietet dieses Verfahren die Möglichkeit größere Defekte zu behandeln.