Orthobiologisch regenerative Arthrosetherapie

Arthrose ist die weltweit führende Gelenkerkrankung. Ursache ist letztendlich ein defekter oder irgendwann ganz fehlender Knorpel. Dann berichten die Patienten über Anlauf- und Belastungsschmerzen. Besonders leiden die Patienten bei einer aktivierten Arthrose, d. h. das Gelenk ist endzündet, manchmal auch geschwollen und überwärmt.  Zur kurzfristigen Behandlung eignen sich entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac oder die moderneren Coxibe. Möchte man langfristig etwas für die Gelenkgesundheit tun, muss neben der akuten Entzündung zusätzlich der Gelenkstoffwechsel therapiert und weitere Risikofaktoren behandelt werden.

Moderne Arthrosetherapie: Von mechanischem Verschleiß zur regenerativen Behandlung

Sind wir früher von einem rein mechanischen Gelenkverschleiß ausgegangen, hat sich das Verständnis der Arthroseenstehung gewandelt und wir wissen, dass es sich auch um eine chronische Erkrankung des Gelenkstoffwechsels handelt. Damit ändern sich auch die therapeutischen Möglichkeiten, d.h. wir können in den chronischen Prozess des Knorpelabbaus bremsend eingreifen.

Deutschland gehört zu den weltweit führenden Ländern im Bereich des operativen Gelenkersatzes, der Endoprothetik. Trotzdem sollte ein Kunstgelenk erst eingesetzt werden, wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Neben mechanisch entlastenden Maßnahmen wie Einlagen und Orthesen kommt hier vor allem die orthobiologische regenerative Therapie zum Einsatz. Wir machen uns hier das regenerative Potential unseres Körpers zu Nutze. Ziele sind eine Verbesserung des Gelenkstoffwechsels, eine Reduktion der Entzündungsaktivität, und somit eine Schmerzreduktion und Verbesserung der Gelenkfunktion. Zum Einsatz kommen vor allem Hyaluronsäure, körpereigenes Plasma und regenerative Zellen aus dem Fettgewebe. Letztere sind aufgrund der darin enthaltenen Stammzellen besonders wirksam.

Wurde die Hyaluronsäure früher fälschlicherweise als „Knorpelaufbauspritze“ bezeichnet, weiß man, dass sie in der Lage ist, die Wasserbindungsfähigkeit des Knorpels und damit die Dämpfungsfähigkeit zu verbessern. D. h. eine gewisse Mindestdicke des Knorpels („Arthrose im Anfangsstadium“) muss noch vorhanden sein, um eine Wirkung zu erzielen. Zusätzlich hat die Hyaluronsäure eine geringe entzündungshemmende Eigenschaft und reduziert die Reibung im Gelenk („Gelenkschmierung“). Üblicherweise erfolgen drei Injektionen im Abstand von jeweils einer Woche und mit einem Effekt darf einige Wochen danach gerechnet werden.

Eigenblut und Stammzellen: Fortschrittliche regenerative Therapien bei Arthrose

Die Eigenblutbehandlung PRP (platelet-rich-plasma = Blutplättchen-reiches-Plasma) ist seit vielen Jahren fest in der Arthrosebehandlung etabliert. Anders als der eher mechanische Effekt der Hyaluronsäure aktiviert die Behandlung mit PRP die körpereigene Regeneration und reduziert die entzündliche Aktivität. Mittlerweile zeigt die Studienlage so gute Ergebnisse, dass führende Fachgesellschaften wie die Arbeitsgemeinschaft Arthroskopie AGA und die European Society of Sports Traumatology, Knee Surgery and Arthroscopy ESSKA den Einsatz von Blutplasma bei der Arthrosetherapie empfehlen. Üblicherweise erfolgen drei bis 5 Injektionen, die Wirkung tritt auch hier normalerweise erst nach Wochen ein.

Bei fortgeschrittenen Knorpelschäden (Grad 3-4) kommt dann die Therapie mit körpereigenen Stammzellen zum Einsatz, korrekterweise spricht man von der „stromavaskulären Fraktion“. Diese ist ein Bestandteil unserer Fettzellen und reich an regenerativen Zellen wie Stammzellen und medizinischen Signalzellen, die regulierend in den Gelenkstoffwechsel eingreifen.

In einer örtlichen Betäubung werden im Rahmen einer ambulanten Behandlung Fettzellen aus dem Unterhautfettgewebe am Bauch entnommen und aufbereitet sowie anschließend in das betroffene Gelenk nach einer Lokalanästhesie injiziert.  Insgesamt dauert die Behandlung etwa zwei Stunden, eine einmalige Injektion ist in der Regel ausreichend und der Effekt setzt nach zwei Wochen bis zwei Monaten ein.

Auch hier zeigt die Studienlage mittlerweile sehr gute, auch langfristige, Ergebnisse, die eine Schmerzreduktion über einen Zeitraum von 5 Jahren belegen konnten.